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  • Politik
  • Eric Burdon begeht heute seinen 60. Geburtstag

Eine lebende Legende

  • Thomas Grossman
  • Lesedauer: 3 Min.

Die USA-Musikzeitschrift »Billboard« bezeichnete ihn als »einen der größten weißen Soul-Interpreten«. Er galt als die schwärzeste Stimme Englands und auch Rolling Stone Brian Jones bezeichnete ihn als den besten Sänger Großbritanniens. Wie nur wenige hat er Rock-Geschichte geschrieben.

Am 11. Mai 1941, vor 60 Jahren, wird Eric Burdon in der englischen Hafenstadt Newcastle geboren - gerade in einer der beiden Nächte, in denen die Stadt von den Deutschen bombardiert wird. Als Burdon 19 ist, bringt ihm ein Seemann aus den USA Rhythm & Blues-Platten mit. Burdon spielt sie so lange, bis er selbst den Klang dieser Sänger trifft. Er ist davon erfüllt, zu singen wie ein Schwarzer, ohne lächerlich zu klingen. 1962 startet er die »Animals«. Burdon: »Die meisten Leute denken bei diesem Namen an Löwen, Tiger, Elefanten und Zoos; für mich bedeutet er aber Schweiß, Sound, Sorgen und Soul«.

Eine Pop-Band sind die Animals nicht - das Repertoire besteht aus Soul- und Bluesstücken von Ray Charles, Sam Cooke, Chuck Berry und John Lee Hooker sowie aus Eigenkompositionen. Der neu-ar rangierte Folk-Blues »House of the Rising Sun«, über ein Bordell in New Orleans, in nur 15 Minuten und für vier englische Pfund produziert, wird 1964 ein weltweiter Nummer 1-Hit, verkauft sich über drei Millionen Mal. Als die Animals dann auf USA-Tournee sind - auch in New Orleans - erlebt Burdon die Rassentrennung und ist Rabenschwarze Stimme Foto: dpa/Nietfeld

schockiert. Doch die Animals machen den Amerikanern deutlich, welch großes musikalisches Potenzial sie in ihrem eigenen Lande haben: die Musik der Schwarzen.

Bis 1966 landet die Band neun größere Hits. Doch LSD und Alkohol treiben die Gruppe auseinander. Burdon geht nach Kalifornien und stellt dort die neuen Animals zusammen. LSD nimmt er weiter und komponiert psychedelische Rauschmusik. In fünf Alben besingt er unüber trefflich die Flower-Power Stimmung in San Francisco - so auch in seinem Welthit »San Franciscan Nights«. Burdon selbst lernt Rockgrößen wie Janis Joplin oder Jim Morrison kennen, wird ein enger Freund von Jimi Hendrix. Bald jedoch ist er ausgebrannt und verschwindet für Monate im kalifornischen Drogen-Unter grund.

Mit der Gruppe »War«, in der er einziger Weißer ist, hat er ab 1969 ein Comeback. Die Band spielt eine brodelnde Mixtur aus Jazz, Rock und Soul, wird eine der größten Funk-Bands der 70er Jahre. Endlich fühlt sich Burdon von Afroamerikanern »richtig akzeptiert«. Doch auf der Europa-Tour wird er immer unzuverlässiger, verpasst mehrere Auftritte. Sein Ex Band-Kollege Chas Chandler- »Eric ist immer noch einer der besten Sänger der Welt - wenn er sich die Texte merkt.« Immer öfter wählt Burdon die Zurückgezogenheit. Bei musikalischen Projekten ver liert er oft die Orientierung und zehrt - auch bei den Reunions der alten Animals - vom Ruhm der Vergangenheit.

Auch in den 80ern (er lebt längere Zeit in Deutschland) und 90ern wird offensichtlich, dass die große Zeit des Eric Bur don abgelaufen ist. Aber trotzdem: Er zählt nun zu den »Weisen des Rockgeschäfts«, schiebt eine Vielzahl von Projekten an, geht immer wieder auf Tournee. Als er 1994 in Potsdam auftrat, konnte auch ich ihn erleben: Burdon bewies dort, dass er weder stimmlich noch als energiegeladener Showman an Qualität eingebüßt hatte. Es ist die Dynamik, mit der er einen Song interpretiert, die ihn einzigar tig macht.

Zur Zeit ist Burdon auf USA-Tour. Seinen 60. wird er in Hollywood im El Rey Theatre feiern - mit Mitgliedern aller Gruppen, in denen er je gesungen hat.

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